Marketing Mythos #7 entlarvt! Hört mich mein Handy ab & schaltet personalisierte Werbung?

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„Hört mich mein Handy ab Werbung“ ist eine der am meisten gesuchten Fragen bei Google zum Thema Werbung. Und das völlig zu Recht! Denn Facebook und Co. sammeln extrem viele Daten und schalten Werbung manchmal so gut, dass es nicht mit rechten Dingen zugehen kann, oder? Warum dich dein Handy nicht abhört – und das Abhören auch für uns im Marketing wenig sinnvoll wäre, erfährst du jetzt!

Hört mich mein Handy ab? Nein! Aber das muss es auch gar nicht.

Um zu verstehen, warum man oft extrem personalisierte Werbung erhält über Themen, die noch vor ein paar Stunden Gesprächsthema waren, muss man sich die Methoden von Werbeausspielungen anschauen. Marketingexperten und die Werbeplattformen wie das Google Display Network oder Meta sind meisterhaft darin, aus scheinbar unbedeutenden Online-Aktivitäten – wie Suchanfragen, besuchten Websites und Interaktionen in sozialen Netzwerken – detaillierte Nutzerprofile zu erstellen. Diese Profile ermöglichen es, Vorlieben, Interessen und sogar potenzielle Kaufabsichten zu identifizieren. So können Werbetreibende ihre Anzeigen gezielt auf diejenigen ausrichten, die mit höchster Wahrscheinlichkeit Interesse zeigen.

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Frau, die sich über gutes Marketing freut

Selbst wenn du alle Cookies löschst und kaum im Netz unterwegs bist können dich Facebook und Co auf Basis von den wenigen Datenpunkten, die sie über dich sammeln, in Gruppen kategorisieren. Wenn du einer anderen Person ähnelst, diese Person aber viel mehr Daten hergegeben hat, mutmaßen die Plattformen einfach, dass du auch wohl auf die selben Anzeigen klickst, von denen sie wissen dass dein Digitaler Zwilling auf sie geklickt hat. Es sind also nicht die Mikrofone unserer Handys, die zielgerichtete Werbung ermöglichen, sondern unsere digitalen Fußspuren – egal, wie sehr du auch versuchst sie zu verschleiern.

Beispiel: Hört der EDEKA gegenüber mein Handy ab?

Werbeplattformen sammeln alles an Daten, was sie in ihre digitalen Finger bekommen können. Mittlerweile sind das auch nicht mehr nur Klickverhalten oder Browserverläufe, die herangezogen werden, sondern auch die Verhaltensweisen der Menschen, die bei dir in der Nähe leben oder arbeiten.

Nehmen wir das Beispiel einer Supermarktkette wie EDEKA, die gegenüber von einem großen Bürogebäude liegt. Viele Mitarbeiter nutzen ihre Mittagspause, um online nach aktuellen Angeboten zu suchen oder vielleicht bei Google Maps nur die schnellste Route zum Supermarkt zu finden. Dieses Nutzerverhalten ermöglicht es Werbenetzwerken zu erkennen, dass Personen, die sich regelmäßig in dieser Örtlichkeit aufhalten, wahrscheinlich an den Angeboten von EDEKA interessiert sind, und das oft auch zur selben Zeit. Daraufhin könnten spezifische Angebote des Tages gezielt als Anzeige ausgespielt werden.

Die Zielgenauigkeit kann sogar so weit gehen, dass jemand den EDEKA-Newsletter genau dann erhält, wenn E-Mail-Programme gelernt haben, zu welcher Tageszeit der Empfänger typischerweise einkauft oder am wahrscheinlichsten auf die Anzeige klickt bzw. die E-Mail öffnet. Diese Mechanismen funktionieren aufgrund der Analyse von Online-Verhaltensmustern und Standortdaten, nicht durch das Abhören von Gesprächen.

Wenn also der Magen zu knurren beginnt oder der Feierabend naht und du zur Kollegin sagt: „Ich gehe dann gleich noch kurz zum EDEKA“, und kurze Zeit später Werbung von EDEKA auf deinem Smartphone erscheint, liegt das an der präzisen Arbeit der Werbenetzwerke. Sie haben gelernt, dich und dein „Werbecluster“ – also die Gruppe von Nutzern mit ähnlichen Verhaltensmustern und Interessen – zu kennen. Diese Werbenetzwerke setzen auf die Analyse von Daten, um Werbung so relevant und zeitlich passend wie möglich zu machen, anstatt eine Armee an Praktikanten damit zu beauftragen, deine Gespräche nach Salami-Sonderangeboten zu durchforsten.

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Es ist die Kombination aus Standort, Online-Verhalten und intelligenten Algorithmen, die diese zielgerichtete Werbung ermöglicht, und zeigt, wie weit die Technologie gekommen ist, um unsere Bedürfnisse und Gewohnheiten zu antizipieren – alles ohne ein einziges Wort mitzuhören.

Hört mich mein Handy ab – was, wenn doch?

Selbst in dem hypothetischen Szenario, dass das Handy tatsächlich zuhören würde, steht App-Herstellern vor einer enormen Herausforderung: Die schiere Menge an gesammelten Daten sinnvoll zu nutzen. Die meisten App-Entwickler sind keine Werbenetzwerke und verfügen nicht über die Ressourcen oder das Interesse, Audiodaten zu Werbezwecken zu analysieren. Selbst wenn sie es täten, könnte dieses Vorgehen für Marken kontraproduktiv sein. Stellen wir uns vor, jemand spricht oft, jedoch ausschließlich negativ, über eine Marke. Es wäre für die Marke nicht nur ineffizient, sondern auch verschwendetes Geld, dieser Person gezielt Werbung zu schicken. Nicht jedes Gespräch über ein Produkt ist gleichzusetzen mit einem Interesse am Kauf oder einer positiven Einstellung gegenüber der Marke.

Darüber hinaus zeigt sich, dass Online-Anzeigen tendenziell weniger effektiv werden, je vertrauter ein Kunde bereits mit dem beworbenen Produkt ist. Wenn jemand beispielsweise explizit über Adidas Fußballschuhe spricht, ist es wahrscheinlich, dass diese Person bereits gut über das Produkt informiert ist. In diesem Fall wäre es für Adidas weniger sinnvoll, dieser Person erneut Werbebanner zu zeigen. Stattdessen wäre es aus Marketingsicht klüger, das Budget anders zu verwenden, beispielsweise indem man der Person eine E-Mail mit einem kleinen Rabatt schickt. Dies würde den potenziellen Käufer direkt in der Kaufphase ansprechen und wäre eine effektivere Methode, um den Verkauf anzukurbeln, da der Kunde bereits ein ausgesprochenes Interesse gezeigt hat.

Diese Überlegungen verdeutlichen, dass die Vorstellung, unser Handy würde uns ständig abhören und diese Informationen für zielgerichtete Werbung nutzen, nicht nur technisch und praktisch unwahrscheinlich ist, sondern auch aus Marketingsicht wenig sinnvoll wäre. Effektives Marketing basiert auf der intelligenten Analyse von Verhaltensdaten und nicht auf dem ungenauen und ethisch fragwürdigen Abhören von Gesprächen. Wenn du das nächste mal wen „Hört mich mein Handy ab“ fragen hörst, gehe darauf ein dass es auch aus der Sicht der Werbeindustrie nicht so nützlich ist wie man vielleicht meint.

Dein Apple oder Android Handy abhören um Werbung zu schalten? Kaum möglich mit modernen Datenschutz Maßnahmen.

Technische Maßnahmen unterstreichen weiter, dass das permanente Mithören durch das Handy eher Mythos als Realität ist. Apple, bekannt für seinen Fokus auf Datenschutz, regelt den Zugriff von Apps auf das Mikrofon sehr streng und erfordert eine explizite Zustimmung des Nutzers, bevor eine App das Mikrofon verwenden kann. Auch Android hat seine Datenschutzrichtlinien seit 2017 verschärft und gibt Nutzern umfangreiche Kontrollmöglichkeiten darüber, welche Apps Zugriff auf das Mikrofon haben. Diese Maßnahmen sorgen dafür, dass das Mithören ohne Zustimmung des Nutzers praktisch unmöglich ist. Wenn Werbeplattformen nur extrem selektiv Zugriff auf die Daten hätten, würde es den Datensatz teilweise so weit verändern, dass die dadurch geschaltete Werbung wahrscheinlich auch eher verbranntes Marketing Budget bedeuten würde.

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Auch Sprachassistenten wie Alexa oder Siri hören dich nicht für Werbung ab.

Auch bei der Nutzung von Sprachassistenten wie Alexa und Siri besteht die verbreitete Befürchtung, sie würden ständig mithören. Tatsächlich sind diese Geräte jedoch so konzipiert, dass sie erst aktiv werden, wenn sie das spezifische Triggerwort erkennen. Erst nach dieser Aktivierung wird eine Verbindung zum Server hergestellt, um die Anfrage zu verarbeiten. Dieses Design minimiert unnötiges Mithören und stellt sicher, dass die Interaktionen mit dem Gerät auf das notwendige Maß beschränkt bleiben. Dass das auch wirklich so ist, haben viele IT Experten in den letzten Jahren bestätigt. Für mehr Infos zum Thema, kannst du dir die Studie von der Northeastern Mon(IoT)r Research Group zum Abhören der Sprachassistenzen hier durchlesen.

Im Falle von Alexa müsstest Amazon als größter Händler der Welt auch viel bessere Möglichkeiten haben, Produkte zu verkaufen als die Arten, mit denen Alexa momentan recht unbeholfen versucht, dir alle paar Wochen mal ein Amazon Music Abo schmackhaft zu machen.

Zusammenfassung: Hört mich mein Handy ab? Ein Mythos, der nicht stimmt.

Es gibt zahlreiche Gründe, die gegen die Vorstellung sprechen, dass unser Handy uns zu Werbezwecken abhört. Technisch gesehen machen es die strengen Datenschutzeinstellungen von Apple, Google und Samsung nahezu unmöglich, dass Handys ihre Nutzer dauerhaft abhören. Selbst wenn eine App theoretisch Zugang zu solchen Daten erlangen könnte, steht die praktische Umsetzung auf einem anderen Blatt.

Die Verwertung dieser Daten durch Entwickler ist eine Sache, doch spätestens im Marketing-Team stellt sich heraus, dass Informationen aus zufälligen Gesprächen oft nicht den tatsächlichen Interessen oder Kaufentscheidungen der Zielgruppe entsprechen. Zudem erzielen Marketing-Manager kaum einen Mehrwert mit Online-Anzeigen für Kunden, die bereits offen über eine Marke sprechen. Bis heute konnte kein Entwickler oder Marketing-Team nachweisen, dass Gesprächsinhalte durch das Abhören von Handys für Werbezwecke genutzt werden.

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Dennoch ist es klug, sich über die eigenen Daten und deren Schutz Gedanken zu machen. Eine Überprüfung der Datenschutzeinstellungen auf dem eigenen Gerät kann nie schaden. Während Werbenetzwerke stetig nach neuen Methoden suchen, um Daten zielgerichtet einzusetzen, bleiben auch wir Marketing-Experten stets auf der Suche nach innovativen Wegen, unsere Zielgruppe effektiver zu erreichen. Es lohnt sich also, wachsam zu bleiben. Aber was das Mikrofon deines Handys angeht, so kannst du beruhigt sein – zumindest vor uns Marketing-Experten ist es (noch) sicher.

Wenn du noch mehr über die Werbeindustrie und das Marketing lernen musst, versuch dich doch an unserem Marketing Quiz oder informiere dich in unserem Wissens-Hub.

Lerne deinen Marketing-Berater kennen:

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Tim Teschner

Tim Teschner hat an der Universität der Künste Berlin Kommunikationswissenschaften studiert und war in großen Unternehmen wie MTV oder der Otto Group im Marketing tätig, bevor er Komsulting gegründet hat. Er ist neben seiner Berater-Tätigkeit auch Dozent für strategisches Marketing und unterstützt vor allem Selbstständige, KMUs und Kanzleien in Berlin in ihrer Kommunikation.

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